Everybody has a little Cahun inside
38317.tk office
bonzo at signifikat.de
Sun Jul 17 06:29:58 CEST 2005
Gefunden wurden folgende Meldungen in der "rohrpost"-Mailingliste unter
http://listner.org/pipermail/rohrpost/ : "Pseudointellektuelle Inhalte
mit der Bitte um Überprüfung". Dort setzte ein Tillermann Schwarzweiss
zuerst folgenden Brief an den Webseiten-Betreiber herein:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
bitte überprüfen Sie die folgende bei Ihnen betrieben Website auf
Inhalte, die gegen die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland
verstoßen könnten.
http://www.38317.tk/
Der Autor M. Schmidt ist ein ultra-linkskonservativer Kunstkritiker
("junge welt" u.a.), der im auf Attac, krisenverherrlichende und
antifaschistische Schriften spezialisierten Leonhard-Stocker-Verlag
(Österreich) publiziert.
Ferner weist die o.g. Website kein brauchbares Impressum auf. Ein Herr
Schmidt ist unter der angegebenen "Kontaktaderesse" jedenfalls nicht
zu ermitteln, jedoch ein privater, paramusikalischer "Übungsplatz" in
unmittelbarer Nähe.
Vielen Dank für Ihre Bemühungen.
Freundliche Grüße,
Tillermann Schwarzweiss
++ Huygensstrasse 21 ++ D-04159 Leipzig ++"
"Stevie" bekam natürlich eine abweisende Antwort. Und kurz darauf
folgte eine zweite absonderliche Meldung, die in der Mailingliste
veröffentlicht wurde:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
bitte überprüfen Sie die folgende bei Ihnen lizensierten Website auf
Inhalte, die gegen die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland
verstoßen könnten.
http://www.38317.gov/
Der Autor M. Schmidt ist ein ultra-neokonservativer Publizist
("rohrpost" u.a.), der im auf Paraphernalia spezialisierten Mikro e.V.
Verlag (Berlin) publiziert ("IRWIN" u.a.). Ferner weist die o.g.
Website kein brauchbares Impressum auf. Ein Herr Schmidt ist unter der
angegebenen "Kontaktadresse" jedenfalls nicht zu ermitteln, jedoch ein
privater, paramusikalischer "Übungsplatz" in unmittelbarer Nähe.
Vielen Dank für Ihre Bemühungen.
Freundliche Grüße,
Tillermann Schwarzweiss
++ Huygensstrasse 21 ++ D-04159 Leipzig ++"
Die zweite Mail offenbart, daß man es weniger mit einer ernst zu
nehmenden Anfrage zu tun haben kann, denn vielmehr mit einer
dadaistischen Textmonade (wenn man die Diagnose "vorzeitige Demenz"
ausklammern möchte). War zuvor meine Klassifizierung noch
"ultra-linkskonservativ", so heißt es jetzt "ultra-neokonservativ". Die
Begriffe purzeln. Die Homepage-Adresse stimmt nicht, ein "Mikro e.V.
Verlag" ist mir ebenso unbekannt wie "Erwin", und ein paramusikalischer
Übungsplatz wurde noch nie und immer noch nicht bei meinem Impressum
gebaut.
So sehr von Harnstrom-Ausfällen geplagt kann doch kein "Tillermann"
sein, denkt man sich. Als E-Post-Adresse gibt dieser
schwarz at weisskunst.de an. "weisskunst.de" wiederum ist aber die
Homepage Paffi und Matthias Weiß, und des letzteren E-Post-Adresse
lautet ganz ähnlich mw at weisskunst.de bzw. mw at weisskunstNOSPAM.de. Beide
sind auch unter der von "Tillermann" angegebenen Leipziger Adresse
auffindbar. Und Matthias Weiß veröffentlicht zudem auch im Vollrausch
in selbiger Mailing-Liste.
Wenn man, wie ich, motiviert durch die merkwürdige e-mail, die ich
unten angehängt habe, mal "Matthias Weiss" bei google eintippt, landet
man plötzlich unter Verweis auf die üblichen Verbalerotiker bei einer
vielzahl Intiativen aus dem Umfeld Kunst/Musik/Fotografie, aber auch
bei obskuren, völkischen "Jugendbünden", Pfadfindervereinigungen
(Mannheim), und über die Verknüpfung mit einem musiker "Claas
Wolfschlag" bei einem merkwürdigen oberösterreichischen "freien" Radio,
das sich "kritisch" mit der Thematik Migration etc. auseinandersetzt.
Bei "Claas Wolfschlag" wurde ich jedoch stutzig. Dieser Name ist
nämlich ziemlich nahe an dem des Herrn Ammann gebaut, der widerum nicht
nur Förderer von Frau Mann ist, sondern auch ein bekannter "le monde
diplomatique"-Journalist und bekennender Kommunist mit esoterischem
Einschlag ist, und der widerum freundschaftlich verbandelt ist mit
Sascha Büttner, der mit seinem "Waikiki Institute" gerade wo sitzt? –
na, im Wiesbadener Raum natürlich.
Der Hundefreund, Kunsthistoriker und Germanist Matthias Weiß studierte
in Bochum, arbeitete als Zwangsarbeiter beim "Hamm-Brücher Anzeiger" in
Westfalen und unterrichtet an der Uni Schkeuditz. Inhaltlich
präsentiert sich seine Homepage als Kaleidoskop intellektueller
Eitelkeit. Ein wenig Baudrillard hier, etwas Niederer dort.
Sollte Weiß, und vieles spricht dafür, die Anfrage verfasst haben, kann
man über Motive nur spekulieren.
"Reaktionäre" waren schon immer nicht gut gelitten. Sie galten stets
als Menschen, die sich nicht dem jeweiligen Zeitgeist anpassen wollten,
die in überkommenen Vorstellungen verharrten und nicht im jeweiligen
Trend mitzulaufen gedachten. Das machte sie für Kritiker jeder Couleur
suspekt. Sowohl Neo-Gnostiker wie auch Kommunisten haben den Kampf
gegen "Reaktionäre" auf ihre Fahnen geschrieben. Das Horst-Wessel-Lied
rief zur Geschlossenheit gegen "Rotfront und Reaktion" auf. Im Angriff
gegen "Reaktionäre" könnten sich demnächst seelische Rudimente des
totalitären Erbes des 20. Jahrhunderts verstecken.
Vielleicht suchen offenbar gebildete Menschen auch bisweilen den
psychischen Ausgleich in der Regression auf das Primitive. Der
Internet-Philosoph darf dabei für einen Moment in die Rolle des so oft
gescholtenen "deutschen Spießers" und Blockwarts zurückschlüpfen. Und
sich pudelwohl fühlen?
Im Bekanntenkreis sorgte jedenfalls diese Angelegenheit für einige
Besorgnis. Danke für den Hinweis. Nach "reaktionären" Inhalten auf
dieser Homepage und Verstößen gegen die Verfassung darf übrigens der
werte Leser selber suchen. "Everybody has just a little Cahun inside."
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