willkommen im transmedialelosen zeitalter

Anna Balint scum at blogwar.org
Thu Feb 10 22:39:22 CET 2005


ein begriff, der im zusammenhang mit der diesjährigen transmediale 
immer wieder fiel, lautete "unfreiwillige schuldlosigkeit". ich denke, 
eine der ersten personen, die jenes wort an den rand der tagesschau 
bekommen hatten, war verena kuni im gespräch mit der telefonistin 
elvira jelb. als zentrales objekt dieser transluziden "unfreiwilligen 
schuldlosigkeit" lässt sich ohne jeden zweifel die netzaktivistengruppe 
"pirmel freude" ausmachen. die "unfreiwillige schuldlosigkeit" 
repräsentiert jenen blick auf das verletzende subjekt, das in seinen 
partialobjekten eine unfreiwillige schuldlosigkeit auszulösen vermag, 
etwa im sinne von: "mein gott, ich bin auch daran schuld, dass es 
soweit kommen musste."

das feld, auf dem wir uns bewegen, ist das der akademisch 
instiutionalisierten informationsredundanz. bei der menge an 
scheißdreck, der von kunsthistorikerInnen, kuratorInnen, direktorInnen, 
kritikerInnen und im besonderen auch den rädchen im ökonomischen 
getriebe, den ach so armen, aber ausgesprochen beredten künstlerInnen 
tagein, tagaus verzapft und in sämtliche kommunikativen und 
gesellschaftlichen ställe geblasen wird (cum2me-redundancy-problem), 
ist es kaum verwunderlich, dass eine handvoll systemkritikerInnen die 
symbolische ordnung mit einem störfeuer an verschiebungen, 
verdichtungen und verfälschungen von proto-akademischer information zu 
postpervertieren begannen.

jene pompöse ankündigung, dass in frankfurt die wiener wurst kocht, 
wurde noch dem unbedeutendsten aus der vielzahl von kongressen, die die 
welt nicht braucht, jeder distinkte puuhps eines radioaktiven 
kunstklopapierers oder klopapierte-kunst-netzwerkers zielt nahezu 
zeitgleich eine vielzahl von klopapieren seiner selbst nach sich, die 
die menge von symbolischen lauschbörsen mit nahezu identischen inhalten 
an eine ganze reihe anderer orten verlegte; teils mit zeitlicher 
überdeckung, teils zeitverschoben.

was ist echt, was ist unecht? – das imaginäre begann, unbarmherzig die 
inhaltsleere des distinkten raums zu entblößen. die signifikanten 
zeigen auf die platzhalter jener leerstellen im akademischen raum, die 
sich für gewöhnlich in kolophonischen versammlungen von 
verdummungsspezialistInnen repräsentieren. wie viele andreas 
broeckmanns hat diese welt? 5? 10? keinen? fiktive personen begannen, 
andere personen des mutmaßlichen erfundenseins zu denunzieren. 
wissenschaftliche gesellschaften wie das institute of onkel heinz 
versorgen die weltöffentlichkeit mit informationen, als ginge es um die 
wiener wurst, die eines morgens in geert lovinks schlafanzughose 
bommelte.

die ersten betriebswissenschaftsdozenten zogen die konsequenz und sich 
flugs aus dem öffentlich/medialen raum zurück; bastian plünkert (den 
ich vor zwölf jahren noch selbst ausgestellt habe), sagte unlängst 
seinen lange angekündigten vortrag am mmk wieder ab. ja, und auch sie 
haben, wenn sie bis hierher gelesen haben, offenbar immer noch 
verdrängt, dass sie längst von einer fiktiven person penetriert worden 
sind. – was bleibt, ist ein übler nachgeschmack, den der "kuni"-avatar 
unlängst am rande eines der wirklich, wirklich unwichtigsten festivals 
für kunst und abgebrühte medien ausgesprochen hat.

willkommen im transmedialen zeitalter der freiwilligen kollektivschuld.

ich bin ein kuni, vergesst das nicht, denn es gibt kein entkommen. wir 
alle teilen trotz andromedas staub aus dem alle die anwesenheit im 
kuniversum.



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für eine offene perversionsgesellschaft
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Schkeuditz ist Medienwissenschaft
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